Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?
"Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen / gehe ich auf den Markt, wo Lügen verkauft werden."
Diese Verse aus dem Gedicht Hollywood legt Jean-Luc Godard in Die Verachtung Fritz Lang in den Mund - die vielleicht prominenteste Spur, die Bertholt Brecht in der Filmgeschichte hinterlassen hat. Er drehte allerdings in den Jahren 1931/32 zusammen mit Slatan Dudow, Hanns Eisler und Ernst Ottwald den Film Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?, in dem er sein nichtaristotelisches Programm für das neue Medium umsetzt.
Kuhle Wampe ... gilt heute als Meilenstein des politischen Kinos.
Bertolt Brecht interessierte sich früh für das neue Medium Film: »Der Filmsehende liest Erzählungen anders. Aber auch der Erzählungen schreibt, ist seinerseits ein Filmesehender«, schrieb er 1931 in Der Dreigroschenprozeß. Noch im selben Jahr machte er sich gemeinsam mit dem Regisseur Slatan Dudow und dem Komponisten Hanns Eisler an ein eigenes Filmprojekt: Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? Der Film erzählt die Geschichte der Arbeiterfamilie Bönicke, die während der Weltwirtschaftskrise aus ihrer Wohnung vertrieben wird und in die Gartenkolonie »Kuhle Wampe« im Osten Berlins zieht. Formal setzen Brecht und Dudow dabei auf die Montagetechnik, die in den zwanziger Jahren von Sergej Eisenstein entwickelt worden dar. Unmittelbar nach der Fertigstellung verhinderte die Zensur im März 1932 zunächst die Uraufführung mit der Begründung, die politische Tendenz sei »längst nicht so grob und stark aufgetragen« wie üblich, und genau das mache den Film gefährlich.
Am 26. März 1933 wurde der Film unter Bezugnahme auf die Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat erneut verboten, diesmal waren Rechtsmittel ausgeschlossen.
Die Schnittszenen blieben verschollen, sie wurden 1973 in der DDR-Fernsehproduktion Ein Feigenblatt für Kuhle Wampe (siehe Bonusmaterial) nachgestellt.
Mit Hertha Thiele, Ernst Busch, Marta Wolter,,Adolf Fischer, Lilli Schoenborn, Max Sablotzki, Alfred Schaefer, Gerhard Bienert, Anna Müller-Lincke, Erwin Geschonneck; Regie: Slatan Dudow
Kritiken
Bereits kurz nach seinem Erscheinen 1932 wurde die Aufführung des Films sowohl von der Berliner Filmprüfstelle als auch von der Film-Oberprüfstelle verboten, weil „der Bildstreifen nach seinem Gesamteindruck und seiner Gesamtwirkung bei der notwendigen besonderen Berücksichtigung der gegenwärtigen Zeitumstände geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung und lebenswichtige Interessen des Staates zu gefährden“
Rudolf Olden lobte die Entwicklung des Films, die „[r]eine Linie von unten nach oben, aus der Tiefe in die Höhe“, „[a]us dem Elend der Arbeitslosigkeit zur Freude proletarischen Sporttreibens, aus der Enge der Hinterhauswohnung zum Genuß der Natur, aus der Verbissenheit stickigen Familiengezänks zu kameradschaftlicher Solidarität der Jugend, aus dem Druck kleinbürgerlicher Verzweiflung zu idealistischen Zukunftshoffnungen.“[8] Olden kritisiert allerdings auch, dass der Film nicht das ganze Ausmaß des Elends der Depressionszeit zeige, dass er also schönfärbe.
Dieter Krusche schrieb in Reclams Filmführer, der Film sei am besten dort, wo er der dokumentarischen Chronik am nächsten sei, etwa in der Einleitungsmontage mit ihren Arbeitslosen. Später trübe Parteilichkeit im Sinne der damaligen KPD-Taktik die Sicht, insbesondere gegenüber älteren Arbeitern, die sich der Sympathie mit der SPD verdächtig machten und sich etwa auf der Verlobungsfeier durch Bier und gutes Essen von den eigentlichen Problemen ablenken ließen. Dennoch sei Kuhle Wampe ein ungewöhnliches Filmdokument aus jener Zeit, in dem in vielen Sequenzen eine Realität deutlich werde, die damals aus den meisten Filmen vertrieben gewesen sei.
Thomas Kramer bezeichnete in Reclams Lexikon des deutschen Films als die intensivsten Momente des Films Hertha Thieles unsentimentale Verkörperung der Anni, die nüchterne Milieubeschreibung und die Verbindung von Hanns Eislers Musik mit der an sowjetischen Vorbildern geschulten Montage.
Daten
Deutschland 1932
Laufzeit: 148 Minuten
freigegeben als Infoprogramm
Bild: 4:3, Schwarzweiß
Ton/Sprachen: Deutsch (Mono)
Bonusmaterial
60-seitiges Booklet von Bertolt Brecht, Slatan Dudow, Hanns Eisler, Ernst Ottwalt;
Zeitprobleme: "Wie der Berliner Arbeiter wohn" (1930),
"Feigenblatt für Kuhle Wampe" (DDR-Fernsehen 1975)
System
DVD
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