Familiengrab

Hitchcock Collection

Familiengrab
Familiengrab (DVD)

Hitchcocks 53. Film, für den Ernst Lehmann ("Der unsichtbare Dritte") das Drehbuch schrieb, zählt zur absoluten Spitzenklasse seines Genres:
Eine alte Dame sucht ihren verschollenen Neffen, den ihre Schwester als Baby zur Adoption freigegeben hat und will ihm ihr gesamtes Vermögen vermachen. Ihre beiden Helfer bei dieser Suche - Blanche, eine Hellseherin und deren Freund Georg - machen sich an die schwierige Aufgabe. Überrascht müssen die Beiden feststellen, dass der Gesuchte so gar nicht dem Bild eines "armen Erben" entspricht. Das Letzte aber was der Gesuchte brauchen kann, ist, von einer sentimentalen alten Tante gefunden zu werden.
Eine spannende Jagd à la Hitchcock, gespickt mit vielen Raffinessen und Überraschungsmomenten, beginnt.
Mit Karen Black, Bruce Dern, Barbara Harris, William Devane, Katherine Helmond; Regie: Alfred Hitchcock

Kritiken

Familiengrab, Alfred Hitchcocks Film, ist ein subtiler Spaß, der mithilfe einer verlässlichen Besetzung Spannung mit geschicktem Humor verbindet. Die Handlung dreht sich um eine Entführung und einen Diamantenraub durch ein Gangsterpaar (Karen Black, William Devane). Die Polizei scheint völlig verwirrt zu sein, aber das hält eine fragwürdige "Hellseherin" (Barbara Harris) und deren nicht sonderlich intelligenten Lover (Bruce Dern) nicht davon ab, die Spur aufzunehmen und das Verbrechen dann auch tatsächlich zu lösen. Ist es ihr mit echten hellseherischen Fähigkeiten gelungen? Diese Frage macht Harris' überdrehte Darbietung so herrlich unterhaltsam.
Marshall Fine

Peter Buchka bewertet den Film in der Süddeutschen Zeitung vor dem Hintergrund, dass „Hitchcocks Filme ... mit jedem Sehen“ reifen würden. Dies gelte auch für Familiengrab, denn auch dieser „hinterließ einen Rest von Unbefriedigtsein“, sodass auch nach dem zweiten Sehen Hitchcocks „optisch verkappte Bedeutungsvielfalt noch längst nicht vollends zu begreifen“ sei. Buchka weist zudem darauf hin, dass Hitchcock deutliche Bezüge zu seinen früheren Filmen herstelle, obwohl der Regisseur „einst als oberste Maxime verkündet hatte, die Wiederholung und das Klischee seien das Ende jeder schöpferischen Arbeit“. Für den Kritiker stelle sich damit die Frage, „ob solche Wiederholung ausschließlich als ironisches Zitat gelten darf oder ob man sie auch der nachlassenden Einbildungskraft des Alters anrechnen muß“. Auch habe Hitchcock den Film auf „geradezu provozierend klassische Weise inszeniert“: Das Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren benutze er, als habe in den vergangenen 40 Jahren „keine Entwicklung mehr stattgefunden“.

Für Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz ist Familiengrab hingegen eine „[i]ronisch das eigene virtuose Werk zitierende Krimipersiflage des Altmeisters der Spannung (…)“.

Im Lexikon des Kriminalfilms verweist Meinolf Zurhorst zunächst auf die „Doppeldeutigkeit des Originals ‚Family Plot‘ (was nicht allein Grab, sondern vor allem Intrige oder Verschwörung, also doppeltes Spiel bedeutet)“, die die deutsche Übersetzung nur unzulänglich wiedergebe. Er urteilt: „Mit lässiger Nonchalance führte er noch einmal die meisterliche Kunstfertigkeit seiner Inszenierung vor, trieb ein doppelbödiges und vor allem humorvolles Spiel mit seinen Figuren wie auch mit den Erwartungen der Zuschauer“.

Für die tz München ist der Film eine „raffiniert gebaute Krimi-Persiflage, deren aberwitzige Handlung nur ein loses Gerüst ist, auf das der Regisseur seine spielerische Strychnin-Ironie packt“.

Auszeichnungen

Edgar Allan Poe Awards
1977: Edgar für den besten Film an Ernest Lehman (Drehbuch)
Golden Globe Award
Nominierung für Barbara Harris

Daten

USA 1976
Laufzeit: 115 Minuten
freigegeben ab 12 Jahren

Bild: 16:9 (1,85:1) Farbe
Ton/Sprachen: Deutsch (Mono), Englisch (Mono)
Untertitel: Deutsch, Dänisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch

Bonusmaterial

Das Komplott um das Familiengrab - Making of - Storyboards - Kunstgalerie - 2 Orininal - Kinotrailer - 4-seitiges Booklet mit Produktionsnotizen

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